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Roma in Tschechien

Tschechien


Hohe Erwartungen. Konkrete Bilder. Spezielle Hoffnungen. Detaillierte Befürchtungen. Vorurteile. All das ist Ballast, der einem so viel vorenthalten, gar zerstören kann. Eine ganz besondere Art von Offenheit-Neugier durfte ich im letzten Jahr in mir entdecken, die mir so viele wunderbare Erfahrungen beschert hat. Ich war einen Monat lang unterwegs in Tschechien, um Roma kennen zu lernen – Familien, Organisationen, Einzelpersonen und alles drumherum.

Stets schwang eine gewisse Dramatik in den Gesprächen mit, wenn – zwischen unendlicher Gastfreundschaft und Interesse an mir – Geschichten von Ausgrenzung, Diskriminierung, Rassismus und Gewalt erzählt wurden. Wahre Gruselgeschichten, erzählt von allen Seiten. Angst voreinander, vor dem Fremden – sie war allgegenwärtig. Und da kam ein Mädel aus Deutschland, voller Offenheit und so ganz ohne Angst. Das hat viele verwundert. Dabei ist es doch so einfach, wenn man jede Begegnung, jeden Kontakt annimmt – jeder Person, jedem Gespräch offen gegenüber steht.

Das Thema, hoch sensibel und kontrovers, forderte diese Offenheit heraus. So viele Perspektiven und Meinungen schlagen einem entgegen. Ergreift man Partei? Wenn ja, für wen? Wo steht man selbst? Was kann ich denn antworten, wenn meine Meinung gefragt ist? Ich blieb ehrlich – erklärte, dass ich keine feste Meinung habe und genau deswegen da bin: um ein Bild zu bekommen. Ein Bild. Nicht das Bild, nicht die Wahrheit. Nur (m)ein Eindruck.

Am Rande der Eiszeit
„Los! Lauf! Schneller! Schnel-ler!!!“
„Du schaffst das! Streng dich nur an!“
„Na los JETZT!“

Aber manchmal braucht es einfach eine Pause, einen Moment Ruhe und Abstand. Man kann nie genau sagen, wie lange es braucht. Oft sind es nur Minuten, manchmal aber auch Tage, an denen man einfach nichts tun kann. Die rote Record-Taste ist kaputt. Man ist nicht aufnahmefähig. Alles rauscht vorbei. Wie im Nebel. Wie auf der anderen Seite einer Mauer aus Glas.

Durch die geschlossenen Fenster dröhnt der Prager Stadtlärm. Ich kann mir nicht helfen, aber Großstädte geben mir nichts. Nicht Prag, nicht Riga, nicht Berlin, Warschau oder Vilnius. Trotz hübsch renovierter Touristenviertel – wo alles Theater ist, unecht, geschminkt, Realität und Alltag neu verputzt – und bereicherndem Kulturangebot.

Aber die Menschen, die Leute – was ist die Persönlichkeit in der Großstadt? Ein herumwuselnder Punkt in einem riesigen Ameisenhaufen. Unsere Ameisen hier haben schon Autos, Busse, die Tram und sogar schon eine Metro. Auch Computer und Handy. Aber was ändert das? Es bleibt doch kalt im Brennpunkt Stadt.

Die Eiszeit hat es sich hier eingerichtet und die Menschen laufen fröhlich Schlittschuhe auf den riesigen Gletschern. Sie lächeln verschmitzt und lachen laut auf und vergessen so ganz die, die am Rand stehen: die mit großen, traurigen Augen dem bunten Treiben zu schauen; denen die Kälte schon die Adern einfriert, weil sie keine Wintersachen haben; die ausgeschlossen sind von der Eisbahn, weil ihre Hautfarbe sich zu sehr vom Eis abhebt. Von der Eisbahn haben sie nichts, dafür von der Kälte um so mehr. So stehen tausende große Augen zitternd um die Eisbahn herum. Die Tränen gefrieren. Sie warten so lange, bis die Kälte jede Farbe aus ihrer Haut gesogen hat; bis sie auch auf das Eis dürfen.

Bis dahin – viele erfrieren, viele geben auf, viele resignieren und stehen einfach nur da. Sie stehen starr, wie Statuen aus Eis – mit traurigen, großen Augen.

(Tagebuch, 19.09.2008)

Es sind so viele Dinge vor-während-nach der Reise in mir passiert. Viele Gedanken-Hoffnungen-Befürchtungen, viele Erfahrungen, die geordnet werden mussten und nach wie vor geordnet werden müssen. „Diese Reise hat mein Leben verändert!“ Das wäre übertrieben, aber sie hat mir Perspektiven eröffnet, die mich natürlich noch immer beeinflussen – im Alltag, bei der Lebensplanung und natürlich auch auf weiteren Reisen. Da ist viel in mir passiert – und das ist das Großartige, das Besondere! Und darum bin ich auch ganz besonders dankbar, dass ich diese Reise machen konnte!


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