If you never try, you´ll never know!
Was für ein langweiliger Spruch, viel zu oft gesagt, viel zu abgenutzt. Daher gesagt, ohne ihm eine wirklich Bedeutung zu geben. Und doch wurde er für mich während meiner zis Reise manchmal wie zu einem Mantra. Ohne ihn hätte ich vielleicht kurz vor der Abfahrt meines Zuges hier in Deutschland kehrt gemacht, ich wäre vielleicht nie aufgebrochen in den hohen Norden Schwedens und Norwegens, um dort das Leben der Samen kennenzulernen. Die Samen sind ein indigenes Volk, das den Norden Skandinaviens und Russlands bewohnt. Sie haben eigene Sprachen, ein eigenes Kunsthandwerk und eine ganz eigene Geschichte und Tradition. Diese zu erfahren war mein Ziel. In den viereinhalb Wochen, die ich dort verbrachte, habe ich unter anderem erlebt, wie schwierig es für viele Samen ist, auf der einen Seite die eigene Kultur zu bewahren und auf der anderen Seite mit der Zeit zu gehen. Oft kam ich mit Fragen in Berührung, Fragen wie: „Bin ich nun Same? Und, bin ich Same allein aufgrund meiner Abstammung oder brauche ich eine bestimmte Lebensweise, muss ich die Sprache sprechen oder sogar Rentiere halten?“ Diese Fragen habe ich schlussendlich zu meinem Reisethema gemacht.
If you never try, you´ll never know!
Das habe ich mir gesagt, als ich auf der Fähre nach Schweden das erste Mal wirklich das Gefühl hatte „allein“ zu sein und beschloss eine Pfadfindergruppe anzusprechen und zu fragen, ob ich mich zu ihnen setzten könne. Es endete dann in ziemlich peinlicher Stille…
Aber zumindest hatte ich es versucht und irgendwie war es dann auch ok.
If you never try, you´ll never know!
Genau diese Worte gingen mir auch durch den Kopf, als ich vor der Tür eines samischen Kunsthandwerkerladens stand und nicht wusste, ob ich ihn zum vermutlich fünften Mal in Folge betreten sollte, um die sympathische Verkäuferin doch noch um ein Interview zu bitten.
Ich habe es dann getan und daraus hat sich ein sehr schönes und ziemlich langes Gespräch entwickelt.
If you never try, you´ll never know!
Vielleicht war gerade dieser Spruch der Auslöser, warum ich beschloss spontan nach Kiruna, einer Stadt ganz im Norden Schwedens, zu fahren, planlos und ohne Unterkunft, um dort das samische Parlament und das samische Radio zu besuchen.
Vielleicht war es der Grund, warum ich gerade in Kiruna die möglicherweise schönsten Tage meiner Reise erlebte. Tage voller kleiner und großer Wunder, in denen mich wildfremde Menschen zu sich nach Hause einluden und russische Wanderer mit mir zelteten.
Und obwohl ich komplett unangekündigt kam, durfte ich sowohl das samische Parlament, als auch das samische Radio besuchen und habe jeweils auch Gespräche mit Angestellten führen dürfen.
If you never try, you´ll never know!
Obwohl diese Worte mir irgendwie immer ziemlich nichtssagend erschienen, haben sie für mich auf meiner zis Reise doch eine ganz neue Bedeutung bekommen. Immer wieder waren sie der Auslöser dafür, dass ich auf Menschen zugegangen bin – egal, ob das der Versuch war, auf einem samischen Festival neue Leute kennenzulernen oder ganz einfache Gespräche mitten auf dem Bahnsteig zu führen.
Manches Mal gingen die Versuche schief, aber meistens eben nicht und das war vielleicht eine der wertvollsten Erfahrungen meiner zis-Reise.