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Hoxhas Bunker - Reflexionen einer ganzen Nation? Impressionen im Land der Skipetaren

Albanien


Im Sommer des vergangenen Jahres brach ich auf. Trotz körperlicher und psychischer Erschöpfung wie noch nie konnte mich nichts und niemand davon abhalten, einen Traum zu verwirklichen. Schon immer zog es mich nach Osteuropa und nun war es soweit: Ich begann meine vierwöchige zis-Reise durch Albanien.

Geboren wurde ich in der ehemaligen DDR, wuchs also auf, umgeben von deutscher Geschichte, Ost-West-Differenzen und resultierend dem steigenden Interesse an den politischen Gegebenheiten meiner Vorgängergeneration. Wie lebte es sich in der zweiten Welt? Entsprach die Praxis der Theorie nach Auffassung der Bewohner? Wie macht sich der Kontrast deutliche zwischen dem heutigen Alltag und dem damaligen?

Mein Fokus lag auf Albanien, denn von allen Staaten hat es den größten Wandel erlebt. Enver Hoxha, ein paranoider, brutaler kommunistischer Diktator regierte sein Land mit eiserner Hand. Die Grenzen waren versperrt, Internationalismus existierte in keiner Weise, Religion wurde verbannt. Doch das faszinierendste und abschreckendste Detail seiner Präsenz sind die Bunker, die heute noch über ganz Albanien verstreut sind. Bis zu 700.000 ließ er davon zur nationalen Verteidigung bauen, obwohl nicht ein Angreifer sich ihnen näherte. Es bestand einfach kein Interesse und keine Feindseligkeit Albanien gegenüber.

Wie haben die Einwohner Albaniens diese Zeit überwunden? Strömten sie 1990 in Massen aus dem Land? Gaben sie sich vollkommen der Religion hin? Gierten sie nach dem westlichen Kapitalismus? Und was ist aus ihnen geworden? Wer leben sie heute? Wie sehen sie ihr Land? All diese Fragen flogen in meinem Kopf herum und ich lechzte nach Antwort.

Nach drei Tagen anstrengender und höchst amüsanter Reise erreichte ich mein Ziel: der Norden Albaniens. Von da aus zog es mich in den folgenden Wochen über die albanischen Alpen, die Hauptstadt Tirana in den Süden des Landes und wieder zurück. Dabei traf ich erwartete und unerwartete Menschen, erfuhr viel, erlebte noch mehr und war stets begeistert. Doch nur wenige von ihnen waren willens, über die Vergangenheit zu sprechen, gehörten oft meiner Generation an und hatten keinerlei Ahnung und Interesse an der Situation ihrer Heimat vor dem Jahre 1990. Diese Umstände sorgten leider dafür, dass ich einen Mangel an informativer Auskunft beklagen musste und mir mein Bild größtenteils selbst machen musste.

Spuren   Der

Das tat ich so gut wie möglich: Im Norden traf ich auf extremste Armut, vor allem bei den Sinti und Roma. Am Stadtrand hausen sie in notdürftigen Hütten und geben sich ihrer Arbeitslosigkeit und verstoßenen Situation bedenkenlos hin. Im Süden florieren dagegen der Tourismus und somit auch die lokale Wirtschaft. Ein Kontrast wie Tag und Nacht. Nur eine schockierende Beobachtung konnte ich im ganzen Land machen – die gravierende Umweltverschmutzung aufgrund mangelnden Bewusstseins. Plastiktüten, Dosen, der alltägliche Hausmüll; alles landet auf der Straße, Wiese, in der Natur. Ich hoffe aber auf eine positive Entwicklung, da Bildung in Albanien von allen Seiten sehr gefördert wird. Auch gibt es viele junge Organisationen, die sich fleißig daran machen, ihre Heimat zu stärken. Dies hat seinen Grund vor allem in der hohen Emigration, größtenteils nach Italien. Viele Familien auf Heimatbesuch begegneten mir während meiner Reise. Die Arbeitslosigkeit und der niedrige Lebensstandard sind natürlich ein bedeutender Auslöse für die Auswanderungswelle. Aber trotz allem ist in Albanien weder eine ökonomische noch humangeographische Depression zu spüren, auch gibt es keinerlei religiöse Feindseligkeiten. Die Leute, denen ich begegnete, strahlten nur so vor Freude, vor Begeisterung an ihrem Leben, ihrer Heimat und die Bereicherung, die sie in jeder Lebenslage erreicht. Diese Einstellung hat mich entzückt, sie war für mich der wichtigste Eindruck des ganzen Aufenthalts: ein Volk, das sich an ihrer allumfassenden Fröhlichkeit nährt. Meist unterdrückt ökonomischer Zwang und Bürokratie solche Nationalgefühle. Selbst die Waisenkinder, welche ich im Süden des Landes betreute strotzten nur so vor Freude und Offenheit trotz ihrer nach Westen gerichteten Faszination. Wir genossen die Zeit zusammen. Und gerade diese Kinder in ihrer Unschuld und Offenheit, haben mich sehr gerührt. Es störte nie, dass wir kaum Mittel zur Kommunikation hatten. Sie werde ich nie vergessen und versuchen, durch Spendenaktionen und Briefe zu unterstützen. Ich hab viel gelernt in Albanien und bin meinen Begegnungen dort sehr dankbar. Ich bereue nicht eine einzige Erfahrung.


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