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Festivals de théâtre: Avignon et Narbonne

Frankreich


Julian Müller war schon vom Theater begeistert, bevor er seine zis-Reise antrat. Mit dem Stipendium besuchte er nicht nur das berühmte Festival in Avignon, sondern auch ein Amateurtheatertreffen in Narbonne. Mit einem guten Blick auf die Details auch jenseits der Bühne nimmt er seine Leser mit in eine faszinierende, schillernde und nicht immer nur heile Welt.

„Dann geht langsam das Licht aus, die Gespräche werden leiser, verstummen schließlich ganz und alle Blicke richten sich auf die Bühne. Gleich geht es los. Vielleicht ist das der schönste Moment im Theater. Der Moment, an dem die Spannung am größten ist. Für das, was nun kommt, sind sie alle gekommen. Sie wissen, dass die da oben hinter dem Vorhang und die hinter den Scheinwerfern und Mischpulten und noch viele andere, an die nie einer denkt, hart gearbeitet haben für diesen Moment. Und trotzdem entscheidet sich alles in den wenigen Stunden, die jetzt kommen. Jetzt, wenn die Vorstellung endlich anfängt…“

Es ist nun über ein Jahr her, dass ich diese Zeilen geschrieben habe; auf einem Campingplatz in Südfrankreich, auf dem sandigen Boden vor meinem Zelt im Schatten sitzend. Und dennoch erscheinen mir die Worte so wahr, so richtig und wichtig, als wären sie mir erst heute eingefallen. Vieles hat sich geändert seit meiner Reise zu den Theaterfestivals in Narbonne und Avignon im letzten Juli. Mein Leben hat sich um einige aufregende Monate weiter gedreht. Aber die Begeisterung für das Theater habe ich mir bewahrt – als Zuschauer und auf der Bühne.

Bei einem Amateurtheaterfestival in Narbonne habe ich Respekt gewonnen vor denen, die sich nicht-professionell für Kultur engagieren und die Dinge aus Leidenschaft selbst in die Hand nehmen. Dort habe ich Kunst-Machen als eine soziale, eine Freude bringende Kulturtechnik erlebt. Ich habe Freunde gefunden, mit denen ich nach wie vor freundliche Nachrichten austausche; und nicht zuletzt habe ich mich einmal mehr verliebt in das Mittelmeer, in Frankreich und in den Sommer.

Und dann Avignon! Das große, das entscheidende Theatertreffen, das seit mehr als einem halben Jahrhundert die europäischen Feuilletons und eine verschlafene Stadt in der französischen Provinz Jahr für Jahr in Atem hält. Hier treffen sich Künstler und Geschäftemacher, Erfolgreiche und Verzweifelte, Schaulustige und Experten. Auch hier habe ich mich auf die Suche gemacht, beobachtet und teilgenommen, nachgefragt und mitgefiebert. Herausgekommen ist ein vielfältiges und ambivalentes Bild des Theaterbetriebs, das meinen Blick auf die Kunst und ihr Drumherum nachhaltig geprägt hat.

EineWichtig sind mir auch die Beobachtungen am Rande meines Weges: Zwei Tage in Nîmes, an denen ich wieder zurück in die Welt jenseits von Podiumsdiskussionen und Theaterrezensionen gefunden habe. Ein Abend in Villeneuve-lès-Avignon bei den Zelten der fahrenden Theater. All das, was in meinem Reisebericht nicht untergekommen ist, die Randnotizen und Fußnoten, Details und vermeintliche Kleinigkeiten, über die ich auf der Suche nach etwas ganz anderem gestolpert bin, und die ich um Haaresbreite übersehen hätte.

Seither ist einige Zeit vergangen, ich habe einen Reisebericht geschrieben, alle Bilder in ein Fotoalbum einsortiert und von meinen Erlebnissen erzählt. Manches bereue ich, aber das meiste würde ich wieder genau so machen. Trotz aller Theaterbegeisterung will ich natürlich nicht Schauspieler werden und wahrscheinlich ziehe ich auch nicht gleich nach Südfrankreich.

Was also bleibt? Was ist das Wichtige, das Entscheidende und Unvergessliche? Vielleicht die vielen, vielen Vorstellungen, Proben und Diskussionsrunden, die mir einen flüchtigen Einblick in das erlaubten, was heute auf europäischen Bühnen jenseits deutscher Stadttheater noch möglich ist. Vielleicht die intensive Beschäftigung mit Frankreich, mit Land und Sprache, oder die Begegnungen mit Menschen aus aller Welt. Vielleicht die Erfahrung, vier Wochen lang alleine und mit wenig Geld auskommen zu müssen, den eigenen Weg zu suchen, Situationen zu meistern und Verantwortung zu übernehmen. Vor allem aber verdanke ich der Reise die Neugier auf mehr, die Bereitschaft, Neues auszuprobieren und mich auch beim nächsten Mal voller Leidenschaft und ohne Vorurteile in das zu stürzen, was da kommen mag.

 


Künste

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