Meine zis-Reise hat mich auf den Spuren der Siebenbürger Sachsen durch das rumänische Banat und das traumhafte Transsilvanien geführt. Rumänien hatte schon früh meine Sehnsucht geweckt, die durch diese Reise zunächst gestillt werden konnte.
Von einer größeren Auswahl an Reisezielen im Land habe ich meine Reiseroute auf die Städte Timișoara, Sibiu, Sighișoara und Brasov gekürzt, für die ich mir fünf Wochen Zeit genommen habe.
Ziel der Reise war das Kennenlernen zweier deutscher Minderheiten in Rumänien, die Siebenbürger Sachsen und die Banater Schwaben. Dafür hatte ich durch eine teils aufwendige Recherche im Vorfeld der Reise an meinen Zwischenstopps einige Interviews organisiert, die mir während meiner Reise viel theoretisches Wissen vermitteln konnten. Darüber hinaus waren es aber praktische Erfahrungen, die im Gedächtnis bleiben. Und davon hatte ich auf meiner Reise einige, die sogar weit über die gesuchte siebenbürgisch sächsische Kultur hinausgingen. Durch die Gespräche und aufschlussreichen Museen lernte ich viel über die Geschichte der deutschen Minderheiten, über den Exodus gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts und über das verbliebene Erbe. Darüber hinaus habe ich aber auch viele wundervolle Menschen kennengelernt, die mein Leben nachhaltig geprägt haben und durch die vielen Gespräche konnte ich Verknüpfungen mit unterschiedlichsten Kulturen erkennen.
Ein Beispiel von vielen: In Sighișoara bin ich in die sozialen Projekte eines lutherischen Pfarrers eingestiegen, der sich vor Ort mit einer Gemeinschaft von Deutschen, Siebenbürger Sachsen und Rumänen um benachteiligte Kinder kümmert. Doch die Gemeinschaft bietet mehr als nur diese soziale Hilfe und die Pflege ihrer Kultur. Auf einer therapeutischen Farm dieser Einrichtung wurden eines Nachmittags eine Gruppe jüdischer und palästinensischer Menschen empfangen, die dort im gepflegten Austausch standen, um Differenzen zwischen ihren Völkern (erfolgreich) auszuräumen. Dieser friedliche kulturelle Austausch, zwischen nun drei bis vier verschiedenen Kulturen wird mir eine wichtige Erfahrung bleiben. Ähnliches geschah mir gegen Ende meiner Reise, als ich Gast ei der Siebenbürgischen Akademiewoche sein durfte. Dort kommen jährlich deutsche und rumänische Jugendliche und Studierende zusammen, um gemeinsam etwas über die siebenbürgische Kultur zu lernen. Damit einher gehen auch verschiedenste Weltanschauungen, vom Atheismus bis zur rumänisch-orthodoxen Kirche, die viel Potential für ausgiebige Diskussionen, aber auch für nachhaltige Kontakte besitzen.
Im Rückblick ist es beachtlich, wieviel mehr mir diese Reise geboten hat als nur die konzentrierte Bearbeitung des Reisethemas. Der Austausch mit den Menschen vor Ort bleibt prägend und hat auch meine Sicht auf Leben und Kultur ganz generell verändert, ganz im Sinne der zis-Stiftung. Im Nachhinein würde ich mir gar wünschen, noch tiefere Einblicke erhalten zu haben, noch tiefer in den Austausch gegangen zu sein, aber es war sicher nicht meine letzte Reise in dieses wundervolle Land Rumänien.
Ich möchte meinen Weggefährten, Interviewpartner*innen und allen weiteren wundervollen Menschen danken, die meine Reise so einzigartig gemacht haben.