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Chocolat - Köstlichkeiten aus dem Land des savoir-vivre

Frankreich


Über ein Jahr ist das große Abenteuer zis-Reise jetzt schon vorbei und die Zeit ist vergangen wie im Flug. Aber wenn ich an die fünf Wochen in Frankreich zurückdenke, schleicht sich immer noch ein Lächeln in mein Gesicht. Zum einen, weil ich das Gefühl habe, in diesen fünf Wochen mehr „gereift“ zu sein als in dem ganzen Jahr danach, zum anderen, weil es eine wunderschöne Zeit war, deren Erlebnisse und die Erinnerung daran mich nach wie vor beglücken.

Ich gebe zu, dass ich solch ausgeprägte, Glückshormon durchflutete Stimmungshochs - wie ich sie nach 50 Pralinen oder mehr in Frankreich hatte - nicht allzu oft verspüre. Aber so eine gewisse Zufriedenheit mit dem, was ich habe, kann und bin hat sich seither in mir breit gemacht und sie ist genauso hartnäckig und wohltuend wie der Geruch frisch entstehender Schokolade, der sich in allem festsetzt. Allein der Gedanke an das warme Gefühl, das mich beim Aufwachen und ersten Schokoladenschnuppern des Tages erfüllt hat, hat mich seither in schweren oder einfach unangenehmen Situationen auf andere Gedanken gebracht und die Zuversicht, dass das „schon irgendwie klappen wird“, lässt mich nicht mehr los.

Daran sind die vielen kleinen Momente, in denen nicht nur alles anders, sondern meistens auch besser als erträumt kam, sicher nicht ganz unschuldig. Die Erkenntnis, dass man auch von wildfremden Menschen unheimlich viel bekommen kann, wenn man nur mit offenen Augen durch die Welt geht und einfach mal fragt, war damals umwerfend. Und was sie mir gaben war so unterschiedlich wie sie selbst. So reichten die „Geschenke“ von einfachen Wegbeschreibungen über Einblicke in die eigene Firma bis hin zur tiefen, aufrichtigen und bis heute andauernden Freundschaft. Ich habe bis heute Kontakt zu den Familien Jouvenal in La Côte-St.André und De Rick in Beussent und habe auch vor, sie wieder zu besuchen. Und Konrad, mit dem ich zwei Wochen lang Einzimmerwohnung und sein einziges Besteckset teilen durfte, gehört inzwischen zu meinem engsten Freundeskreis.

Abgesehen von der allübergreifenden Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft waren es aber vor allem die unterschiedlichen Lebensverhältnisse und das „Anderssein“ meiner Gastfamilien, Mitarbeiter und sonstiger zis - Bekanntschaften, denen ich die guten Erinnerungen und die nach wie vor anhaltende Zufriedenheit verdanke. Es sind vor allem kleine Dinge, die ich vor der zis-Reise nicht einmal registriert habe und für die ich inzwischen immer wieder dankbar bin. So zum Beispiel die Tatsache, dass ich, um abends weggehen zu können, nicht erst eine Dreiviertelstunde durch die Pampa gurken muss, unser Leitungswasser trinkbar ist und keine Ausschläge verursacht und ich mit den Menschen in meiner Umwelt kommunizieren kann, weil ich ihre Sprache spreche und dass ich nicht wie Konrad, der kein Französisch spricht, wie ein Aussätziger inmitten einer großen Blase unverständlicher Wörter versuchen muss, mich irgendwie durchzumogeln. Auf der anderen Seite haben die Erlebnisse in Frankreich mich sensibler für die kleinen Nachteile des Lebens hier gemacht. Mir fehlt einfach eine gute Chocolaterie mit guten, selbstgemachten und ungepanschten Leckereien, mir fehlt die Vielfalt der Menschen, wie sie einem in der Pariser Metro begegnet, mir fehlt die ausgelassene Fröhlichkeit der Mitarbeiter in Beussent.

bon   

Doch die Gewissheit, jederzeit willkommen zu sein, für kurze oder auch längere Zeit die graue Wüste des qualitätsschokoladenlosen Deutschlands verlassen zu können und in der Glückshormonoase neue Glücks-, Zufriedenheits- und Fröhlichkeitsenergie tanken zu können, macht es leichter, über solche Banalitäten hinwegzusehen und die Menschheit fröhlich weiter zum eifrigen, vor allem aber zum gekonnten und bewussten Schokoladenkonsum anzustiften. Sollten Sie also das nächste Mal vor der Qual der Wahl stehen, entscheiden Sie sich für die Sorte, die keine Fettzusätze neben der Kakaobutter enthält und möglichst „hochprozentig“ ist. Gönnen Sie sich ein kleines Stück statt einer ganzen Tafel (was auch der Figur förderlich ist) und lassen Sie es auf der Zunge zergehen. Und wenn Sie ein wenig Glück haben, können Sie sich vielleicht ein Stückchen der Glückseligkeit ergattern, die mich während und auch nach meiner zis-Reise begleitet hat und mich hat erkennen lassen, dass Schokolade die Antwort der Götter auf das menschliche Leid sein muss und dass zis damit, dass es mir diese Erkenntnis ermöglicht hat, ein weiteres Mal die Richtigkeit und Wichtigkeit seiner Existenz bewiesen hat.


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