Die queere Community in Polen

Poland


Meine zis-Reise behandelte das Thema „Die queere Community in Polen“. Hierfür war ich fünf Wochen in fünf verschiedenen Städten in Polen unterwegs. 

Meine zis-Reise behandelte das Thema „Die queere Community in Polen“. Hierfür war ich fünf Wochen in fünf verschiedenen Städten in Polen unterwegs. Von Mitte August bis Mitte September 2023 durfte ich die Städte Leśna, Łódź, Warszawa, Poznań und Wrocław und viele Menschen kennenlernen. Bei der Vorbereitung auf meine Reise hatte ich einige Interviews bereits geplant und Termine festgemacht, sodass die ersten zwei Wochen durchgetaktet waren. Leider haben mir jedoch viele meiner Kontaktpersonen kurzfristig abgesagt, wodurch nur vier Interviews so stattfanden wie geplant. Dennoch sind fünf weitere Gespräche spontan zustande gekommen, wofür ich sehr dankbar bin. In der Zeit, die ich mit den Mitgliedern der queeren Community Polens verbrachte, wurde klar, dass viele von ihnen sich ein freieres Leben innerhalb Polens wünschten. Da dies aber nicht in Aussicht steht, ziehen große Teile der Community in Erwägung, in „queerfreundliche“ Länder auszuwandern. Um das möglich zu machen, sparen sie Geld und lernen Sprachen. Weitere Themen, die uns beschäftigten, waren die Akzeptanz in der eigenen Familie und seiner selbst, das Coming-Out und die ausgewählte Familie innerhalb der Community.

Durch die vielen Absagen hatte ich sehr viel Zeit für mich selbst und habe den größten Teil meiner Reise in Hostels übernachtet. Dadurch habe ich zwar andere Reisende kennengelernt und ein wenig Zeit mit ihnen verbracht, dennoch war ich tagsüber hauptsächlich alleine unterwegs. Zwar gaben mir die Interviews und die Zeit mit meinen Kontaktpersonen immer wieder Mut und Antrieb, trotzdem hatte ich in den fünf Wochen mit Einsamkeit zu kämpfen. Die Zeit alleine hatte aber auch Vorteile: Ich konnte die Kultur Polens und die verschiedenen Städte auf eigene Faust entdecken und meinem eigenen Rhythmus folgen. Tatsächlich habe ich einen meiner Lieblingstage in Polen hauptsächlich alleine verbracht: Meinen 20. Geburtstag habe ich auf meiner Reise gefeiert. Ich habe den Tag damals im Park in Warszawa begonnen und beim Frühstücken Kreuzworträtsel gelöst. Anschließend war ich in einem Museum und habe mich danach mit Macarons in den Park an den See gesetzt und den Enten beim Entensein zugesehen. Spät abends hatte ich dann spontan ein Interview. Ich erinnere mich besonders an meine Glücksgefühle im Park, mit meinen Füßen im Gras, und an das Gefühl des Ankommens, als ich nachts von dem Gespräch zurück zum Hostel gelaufen bin. Diese Gefühle hätte ich gerne eingefangen, weil sie so intensiv und so positiv waren.

Die meisten meiner Begegnungen in Polen waren positiv. Meine Interviewpartner*innen waren alle sehr lieb, offen und ehrlich. Besonders ihre Gastfreundschaft war bewundernswert. Mit den meisten hatte ich ein sehr intensives Gespräch und ein sehr positives Gefühl nach der Begegnung. Insbesondere bei zweien war ich nach dem Treffen euphorisch: Marek ist ein Künstler und hat eine recht bewegende Lebensgeschichte. Er war früher Aktivist für die Rechte queerer Menschen in Polen. Doch nun wandert er mit seinem Partner nach Spanien aus, um dort ein freies Leben zu führen. Marek hat eine herzliche Ausstrahlung und er gab mir viel Selbstbewusstsein wie auch Zuspruch für meine Reise. Des Weiteren war Bogna für mich eine wichtige Begegnung. Unser Treffen war spontan und auch ziemlich kurz. Am Tag davor hatte ich eine schlechte Erfahrung auf den Straßen Poznańs gemacht und noch dazu hatte ich die Hoffnung auf ein weiteres Gespräch bereits aufgegeben. Bogna war dann auch tatsächlich mein letztes Interview. Ich habe mich mit ihr unglaublich gut verstanden und in ihr eine gute Freundin gefunden. Bis heute haben wir regelmäßig Kontakt und uns nochmal außerhalb der zis-Reise wiedergesehen.

Meine fünf Wochen in Polen und die neun Interviews, die ich geführt hatte, habe ich in einem künstlerischen Werk dargestellt. In einem Zine, einem selbstgebundenen Heft, habe ich die neun Personen mit Text vorgestellt. Dazu habe ich Zeichnungen, Gemälde und Drucke angefertigt, die ich mir bereits größtenteils auf der Reise ausgedacht hatte. Somit präsentieren sich in meinem Zine diese neun Begegnungen mit ganz besonderen Menschen.


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A book on zis was published on the 50th and 60th anniversary each. The books are available in German only and can be purchased at the zis office.

> Excerpt "Reiseziel Erfahrung"
> Excerpt "Jugendliche entdecken fremde Kulturen"