Crofting auf der Insel Lewis

Great Britain


Lydia Heinzel erarbeitet sich im Nordwesten Schottlands auf der Insel Lewis einen tiefen Einblick in die Lebensweise der Crofter, also der Kleinbauern, die ein einer kargen Umgebung von Viehzucht und Ackerbau leben. Dabei lebt und arbeitet sie nicht nur gemeinsam mit den Landwirten, sondern kommt 2005 auch in Kontakt mit Beratungsstellen, Lokalpolitikern sowie Abgeordneten.

Heute Abend, als ich meine E-Mails durchsah, las ich, wie so oft, eine Mail von Ian. Es ist nun schon über zwei Jahre her, dass ich meine zis-Reise unternahm, und für einen Monat von ihm und seiner Freundin wie ein herbeigesehnter Gast aufgenommen wurde, und immer noch habe ich engen Kontakt zu den beiden. Dabei, so erzählte mir Ian damals am Ende meines Aufenthaltes ganz reumütig, war er am Anfang gar nicht begeistert von der Idee, dass ein wildfremdes Mädchen daher kommen und sein Gästezimmer für eine Weile belagern würde. Seine Freundin Yvonne, die in der Crofters Commission auf den Äußeren Hebriden tätig war, lud mich ein, nachdem sie gehört hatte, dass ich meine erste Nacht im Stadtpark verbracht hatte. Und doch sagte mir Ian später, dass es für sie beide so schön gewesen war, dass ich gekommen war; so schön, als hätten sie mich extra eingeladen.

Ich bin froh, dass dies so gelaufen ist, denn die Tatsache, dass ich auf meiner zis-Reise durch das limitierte Budget sehr auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen sein würde, empfand ich damals in mancher Hinsicht schon als belastend. Natürlich sind wir zis-Reisenden jung, natürlich sieht man uns an, dass wir nicht viel Geld haben und höchstwahrscheinlich würden die meisten von uns (spätestens nach den Erfahrungen einer zis-Reise) liebend gerne Menschen ebenso aufnehmen. Aber es ist doch ein irgendwie komisches Gefühl – etwas zu nehmen und dabei noch nicht zu wissen, wie viel man zurück geben kann.

Ich  Die

Gerade die Tatsache, dass man auf einer zis-Reise so viel annehmen muss, vermittelt aber auch den Gedanken von enorm viel Großzügigkeit und Offenheit. Zudem hat mich die Wahl meines Reisethema Crofting sehr beeinflusst. Ich komme aus einem recht musischen Haushalt und habe mich daher früher hauptsächlich mit Musik, Literatur und Kunst und eher wenig mit Wirtschaft oder ähnlichen Angelegenheiten beschäftigt. Meine zis-Reise hat mir jedoch gezeigt, dass ich genau solche Dinge interessant finde und dass ich in genau solchen Gebieten gerne aktiv werden würde. Nach dem Schreiben meines Reiseberichts empfand ich jedoch wenig Stolz, ich hatte eher das Gefühl mich nicht besonders gut mit dem Thema auseinandergesetzt zu haben. Gut war daher, dass ich das Thema für eine Facharbeit in Englisch vertiefen und um einiges fundierter und wissenschaftlicher bearbeiten konnte. So reifte die Entscheidung, Forstwissenschaften und Waldökologie zu studieren - ein Gewinn, wenn man bedenkt, dass viele junge Menschen keine Ahnung haben, was sie werden wollen.

Aber lasst mich noch ein wenig von Lewis erzählen. Ihr kommt in Stornoway, dem einzigen Städtchen der Insel an; seht hübsche Häuser und einen gepflegten Stadtpark mit alten Laubbäumen. Fahrt ihr aber aufs Land hinaus, seht ihr die karge, auf den ersten Blick recht farblose Landschaft. Wenn ihr ungeduldig seid und einen bewölkten Tag erwischt habt, wird euch alles grau erscheinen. Wartet bis die Sonne herauskommt, geht an die Ostküste. Geht über die Wiesen und zu den Klippen, habt aber keine Angst vor den furchtlosen Möwen. Sie werden nicht davor zurückschrecken, sich euch bis auf einen halben Meter in beängstigend hoher Geschwindigkeit zu nähern.[nbsp] Höchstwahrscheinlich werden auch bald ein paar Lämmchen neugierig auf euch zukommen und, wenn ihr sie nicht verjagt, penetrant an eurer Kleidung zupfen. Denn Schafe sind auf Lewis nicht unbedingt eingezäunt. Viele dürfen das ganze Jahr über wild umherziehen. Legt oder setzt euch trotz der Schafe und Möwen, ein bisschen ins Gras. Denn hier duftet es nach Kräutern, ähnlich einer Alpenwiese. Hört auch die Gischt der an den Klippen zerberstenden Wellen. Besonders spannend ist es nach Seehunden Ausschau zu halten, die immer wieder recht nah ans Land kommen. Atmet die Seeluft ein und beendet euren Spaziergang mit einem Abstecher hinunter in eine der Buchten. An den weißen Sandstränden kann man wunderschön nach Muscheln suchen.

Vielleicht hat auch euch die zuerst recht öde und karg aussehende Insel nun in ihren Bann gezogen? 


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The zis-books

A book on zis was published on the 50th and 60th anniversary each. The books are available in German only and can be purchased at the zis office.

> Excerpt "Reiseziel Erfahrung"
> Excerpt "Jugendliche entdecken fremde Kulturen"