Schwedens Natur - und wie die Menschen damit umgehen

Sweden


"Du kannst dann ja bei uns übernachten", sagte Bosse. Ich war baff. Wir saßen im Auto und waren auf der Fahrt von Västervik nach Linköping. Bosse kannte mich gerade eine Stunde. Nachdem ich für die erste Station meiner Reise in Vimmerby eine Übernachtungsmöglichkeit von zu Hause aus organisiert hatte, war diese für den zweiten Ort meiner Reise noch nicht so genau geplant gewesen. Ich hatte ein Zelt dabei und überlegte die ganze Zeit schon, ob ich mal nach einer günstigen Unterkunft fragen sollte. Dann kam dieses Angebot, verbunden mit einem riesigen Vertrauensvorschuss.

Wir fuhren zu Bosses Büro im Forstamt. Er zeigte mir eine Karte mit den Nationalparken und Naturreservaten in der Gegend, die er betreut. Bosse hatte bereits ein Programm für mich zusammengestellt, mit Orten, die ich in dieser Woche besuchen könnte sowie Personen, die für ein Interview interessant wären. Wahnsinn!

Dann fuhren wir zu seinem Haus, etwas außerhalb der Stadt gelegen auf einem riesigen Grundstück, kaminrot wie man sich Häuser in Schweden so vorstellt. Ich war begeistert, dass ich hier eine Woche zu Gast sein durfte. Es stellte sich die Frage, wie ich mich für diese nette und vollkommen unkomplizierte Gastfreundschaft revanchieren könnte. Mir kam der Gedanke, dass ein großes Haus mit einem großen Garten viel Arbeit bedeutet, also bot ich meine Mitarbeit an, wann immer sich eine Gelegenheit ergab. So half ich beim Zwiebeln schneiden genauso wie beim Rasen mähen oder beim Hecken schneiden.

Dieser Ausschnitt ist einer von vielen, der mir heute, bald ein Jahr nach Abschluss meiner 5-wöchigen zis-Reise durch Süd- und Mittelschweden sofort vor Augen ist. Vergessen ist auch nicht das Bangen vor Reisebeginn, ob ich das Stipendium zugesprochen bekomme, ebenso wenig wie der Augenblick, auf der Hinfahrt, als ich in Berlin feststellen musste, dass ich mein Busticket nicht bezahlen konnte, da ich die falsche Kontokarte eingesteckt hatte.

Noch heute stehe ich in Kontakt mit Bosse. Erst vor kurzem erhielt ich eine e-mail, in der er schrieb, dass ich bei ihm immer ein Bett, Essen und Arbeit bekäme, falls mein Studium zu langweilig würde. Ich hoffe, dieser Einladung bald folgen zu können. Für mich ist so aus einem nur einwöchigen Besuch eine länger währende Freundschaft geworden. Dies freut mich sehr, da das Ende meiner zis-Reise eigentlich gar kein Ende war.

Ich begleitete Bosse bei seiner täglichen Arbeit: so lernte ich eine Frau kennen, die einen Naturlehrpfad einrichtete, Bosse nahm mich mit zur Begutachtung einer Fläche, die in ein Naturreservat umgewandelt werden sollte und zu einer Sitzung, bei der Waldbesitzer von der Wichtigkeit des Naturschutzes überzeugt werden sollten. Ganz unabhängig von meinem Projekt, welches ich in einem Video dokumentierte, gefiel mir Bosses Job immer mehr. Ihm selber macht er auch Spaß, da er viel draußen ist und viel mit Menschen zu tun hat. Genauso etwas könnte ich mir später für meine Arbeit auch vorstellen.

Nach einer viel zu schnell vergangenen Woche, als ich mich mit einem Tack so mycke verabschiedet hatte, sagt Bosse "wie die Welt denn besser werden sollte, wenn die Menschen sich nicht mit Vertrauen begegnen würden". Tja, wenn doch jeder so denken würde.

Rückblickend habe ich festgestellt, dass ich viel einfacher auf Leute zugehe, sie kennen lerne, und darüber hinaus viel mehr von dem bereisten Land mitbekomme, wenn ich alleine reise. Dazu trugen natürlich die Menschen, die ich besuchen durfte ihren beträchtlichen Teil bei. Wenn ich meine zis-Reise mit der 8-wöchigen Reise durch Mexiko vergleiche, fällt mir auf, dass ich mich in einem Land, das ich mit dem Fahrrad, oft begleitet von Einheimischen, nicht nach den Haupttouristenattraktionen suchend, bereise, kaum noch als Tourist fühle. Es ist eher, als ob ich entfernte Verwandte besuchte, die ich zwar nicht oft sehe, die mir aber doch vertraut sind.

Eine weitere Sache die mir fest im Gedächtnis bleiben wird, ist die schwedische Natur. Drei Tage lang hielt ich mich im Nationalpark Tyresta bei Stockholm auf, habe dort gezeltet und konnte die Natur in vollen Zügen genießen. Diese Ruhe, die Atmosphäre ... es fällt mir schwer, dieses Gefühl genauer zu beschreiben. Man muss es einfach selbst erfahren!

 


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